Die Somnatisten können als eine Art Kommune beschrieben werden, die gemeinsam künstlerisch arbeitete. Es ging der Gruppe nicht darum, auszustellen, bekannt zu werden oder gar mit den eigenen Werken zu handeln. Ebensowenig ist eine aufällige Beteiligung am künstlerischen Leben im Zürich des Nachkriegs dokumentiert. Wie es scheint, haben die Somnatisten nach 1949 – nach dem Tod eines Gruppenmitgliedes - sogar aktiv  „Spurenverwischung“ betrieben, ganz im Einklang mit der von der Gruppe formulierten Kritik des Werkbegriffes.
 
 
Die Biographien der Gruppenmitglieder:
 
Moritz Anton Phillip von Bamsell, (geb. 1914 in Zürich, Schweiz; gest. Chamonix 1949) Sohn eines Immobilienhändlers und Kunstmäzens. Kindheit in Zürich, Verbier und Lausanne. Studium der Philosophie in Genf und Bologna. Nach dem Tod der Eltern 1938, wurde er Alleinerbe eines beträchtlichen Vermögens und zog in die elterliche Villa an den Ufern des Zürichsees. Ab ca. 1944 entstandt in der Villa Bamsell eine Art Wohn- und Schaffensgemeinschaft zu der, neben Moritz v. Bamsell selber, Georges Latours, Mia Moren, und Esther Weinstein gehörten. Moritz v. Bamsells Nachlaß ist bei dem Brand und Zerstörung der Villa Bamsell vollständig vernichtet worden. Sein Leben lang Bergwanderer und Bergsteiger, starb Moritz von Bamsell bei einer allein durchgeführten Hochtour in der Nähe von Chamonix im Mont Blanc-Gebiet.
 
Georges André Latours, (geb.1920, Annecy, Frankreich; genaues Todesjahr und Ort unbekannt, jedoch nach 1969 und wahrscheinlich in Paraguay) Sohn eines savoyardischen Speditionsunternehmers und einer elsässischen Krankenschwester. Jugend in Annecy, Internat in Grenoble. Studium der englischen Sprache und Literatur in Genf. Kein nachweisbarer formaler Abschluß der Studien. Wahrscheinlich 1942 Übersiedelung nach Zürich, Bekanntschaft mit v. Bamsell in Künstlerzirkeln. 1949, wenige Wochen nach dem Tode Bamsells, Emigration nach Paraguay in die Stadt Asuncion. Sporadischen Briefen an andere ehemalige Mitglieder der Gruppe zufolge, fand Latours dort Gelegenheitsarbeiten als Anwaltsgehilfe, Buchhändler und später als Betreiber eines Nachtlokals.
 
Mia Moren, bürgerl. Anneke Sund. (geb 1922 in Ringköbing Dänemark; gest. Paris 1986) Vater Bestattungsunternehmer. Direkt nach ihrem Oberschulabschluß, reiste sie 1939 nach Paris, wo sie Esther Weinstein kennenlernte. Ansonsten mittellos, arbeitete sie als Tänzerin in in kleinen Varietés. 1940 als die Deutschen sich anschickten, Frankreich zu besetzen, folgte sie Esther Weinstein nach Zürich. Nach ihrer Zeit als Mitglied der Somnatisten in der Villa Bamsell zog sie im Jahre 1949 wieder nach Paris und heiratete dort einen Gesandten der algerischen Botschaft. 1986 starb sie an einem Krebsleiden. Sie hinterließ ihren Mann Saif Benjedid und die Zwillingstöchter Clementine und Cappucine.
 
Esther Weinstein. (geb. 1918 in Frankfurt am Main; Todesjahr und Ort unbekannt, jedoch nach 1970, wahrscheinl. Provinz Gharwal, Indien) Einziges Kind eines jüdischen Bankiers. Nach dem Gymnasialabschluß 1937 besuchte Weinstein in London das Royal College of Arts, wo sie Geige und Klavier studierte. 1939 entschied sich Esther Weinstein, ihre musikalische Ausbildung bei einer französischen Koryphäe am Pariser Konservatorium fortzuführen. Nach Deutschland konnte sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nicht mehr zurück. 1940 Übersiedelung nach Zürich, wo sie ein Engagement bei einem Radio-Orchester annahm. Ihre Eltern sah sie nie wieder. Esther Weinstein blieb auch nach ihrer Zeit mit den Somnatisten in Zürich und hat nie geheiratet. In den 70er Jahren konvertierte sie zum Buddhismus und folgte ihrem Lehrer in den Gharwal, wo sich ihre Spur verlor.
 
Wyllie Herbert Gorringer, (geb.1918, Hartford, US Bundesstaat Connecticut; gest. 1960 in Boston) Vater Ingenieur bei Colt Industries. Ab 1938 Studium der Kunstgeschichte an der New York University. Gorringer meldete sich 1941 zur OSS (Office of Strategic Services) und machte auf dem nordafrikanischen und europäischen Kriegsschauplatz Propagandafilme. Ab 1945 Dienst bei der JCCE (Joint Allied Commission for the Cultural Enhancement in the Occupation Zones), einer Tarnorganisation, die Informationen über die künftige kulturelle Elite Nachkriegsdeutschlands sammelte. Gorringer übersiedelte nach der von ihm organisierten Bonner Somnatistenausstellung 1947 nach Zürich. 1948 Umzug London, Arbeit in der neugegründeten Werbeagentur seines ehemaligen Vorgesetzten Osgood Preiser. 1952 Rückkehr in die USA. Heirat mit der Bostoner Erbin Clara Paynter. Er starb 1960 bei einem Autounfall und hinterließ Frau (gest.1977) und Sohn Patrick Gorringer.
 
(Text und Recherche Bureau Archipel)
 
 
 
 
 
Die Künstlergruppe der Somnatisten
v. Bamsell, Latours, Unbekannter, Eröffnung d. Wettbüros, Zürich
Wyllie E. Gorringer
Esther Weinstein
Mia Moren
Georges Latours und Unbekannte
Moritz v. Bamsell (links)Georges Latours, Vernissage, Bonn 1947